Bericht Felix

ABSCHLUSSBERICHT
Felix Below, Juni 2014 – Juni 2015 Ghana
Baobab Children Foundation

Ein Jahr Baobab Children Foundation, eine Jahr Ghana.
Viel ist passiert … um mich herum … sowieso … in mir selbst?
Ich glaube sogar noch mehr.
Gar nicht so einfach da herauszufiltern auf ein paar Zeilen Bericht.

Im Vordergrund stand natürlich meine Arbeit, im Baobab House, aber vor allem Im Youth Training Center. Eine Schule, eine Ausbildungsstätte und ein Zuhause in dem kleinen Dorf „Kissi“ in der Central Region für ca. 70 Kids von nah und fern. In normalen Schulen hätten die meisten von ihnen schlechte Chancen. Manche leiden an körperlichen Behinderungen, andere sind Waisenkinder oder kommen von der Straße und es fehlt an Geld. Morgens wird die Schulbank gedrückt, viele haben Probleme mit Englisch. Trotzdem werden auch Prüfungen in anderen Fächern in Englisch geschrieben, weshalb sich viele schwer tun.
Nachmittags geht’s ab in die Werkstätten oder auf die Schulfarm. Hier lag auch eine meiner Hauptaufgaben, nämlich die Arbeit in einer Fahrradwerkstatt. Von einer Partnerorganisation erhielten wir im November zwei Schiffscontainer voller Gebrauchtfahrräder aus Deutschland. Mit einigen der Schüler und angestellten Helfern richteten wir diese wieder her, sodass sie zum Großteil verkauft und auch bei verschiedenen Events gemeinnützig verteilt werden konnten.

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Kinder beim Arbeiten an den Fahrrädern unter Betreuung eines Mitweltwärtslers.
Später am Nachmittag war Physiotherapie für einige der Behinderten Kinder angesagt. Ohne entsprechender Ausbildung war es oft schwierig frei nach dem Motto ‚alles ist besser als nichts‘ zu arbeiten. Zu Beginn musste ich mich dabei erst einmal an die Berührungsnähe gewöhnen, doch nach einiger Zeit ging dies und auch das Improvisieren bei den Übungen einfacher. Zwischendrin bekamen wir professionelle Hilfe einer Physiotherapeutin welche auf Reisen freiwillig ihre Dienste angeboten hat. Manchmal war es schwer die Kinder und Jugendlichen dazu zu bewegen Übungen zu machen, manchmal hatte man aber auch das Gefühl, kleine Fortschritte zu sehen und sie auch Spaß daran hatten, was mir Motivation gegeben hat weiter zu machen.
Jeden Samstagvormittag war Zeit für die Kreativ Workshops, in meinem Fall ging es um die Herstellung von Schmuck aus Kokosnussschalen für den späteren Verkauf. Das war auch eine Aufgabe die mir selbst Freude bereitete und bei der ich mit einer Mitfreiwilligen, welche einen Workshop für Schmuck aus selbstgemachten Glasperlen anleitete, kleine kreative Ideen entwickeln konnte.
Dies war immer ein hin und her. Manchmal hatten einiges Kids Spaß am kreativen basteln, aber gerade zum Ende der zweistündigen Einheiten waren dann in den Augen der Kinder doch oft andere Sachen wichtiger, wenn ich mich aber an meine Schulzeit zurückerinnere durchaus nachvollziehbar. Manchmal fehlt es dann auch etwas am eigenständigen Arbeiten und Ausarbeiten eigener Ideen.
Ich denke das hat sicher etwas mit dem überwiegen autoritärem Bildungssystem in Ghana zu tun. Der Lehrer sagt was, hat Recht und keine Diskussionen. Ein Sprichwort besagt hier „Why (Y) has a long tale.“, also frag nich wieso! Komisch, da lernt man doch bei uns „Wieso, Weshalb, Warum, wer nicht fragt …“. Nichtsdestotrotz wurde man dann grade wenn man nicht damit rechnete, mit schönen von den Schülern Hergestellten Schmuckstücken überrascht.

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Herstellen von Kokosnussschmuck
Im Youth Training Center spielte sich auch unser Leben ab. Hier aßen, arbeiteten, spielten, wohnten – im separiertem Gästehaus – und lebten wir zusammen mit den Schülern.
Somit waren wir auch Ansprechpartner für Sport, Spiel und Langeweile. Einer der Lieblingssätze der Schüler war wohl „Mr. Felix (oder sonst grad da war), i need plaaaaster!“, denn selbst kleine Kratzer können sich in den tropischen Kreisen schnell entzünden und nur über Monate schleppend verheilen.
Nebenbei kümmerte ich mich um verschiedene Projekte, wie die Anschaffung von Trikots, Bällen und anderem Sportmaterial über einen Fußballverein in Deutschland und um den Bau einer Tischtennisplatte.
Um mich dieser Aufgabe zu widmen zog ich mich zu Ende meines Aufenthaltes größtenteils aus der Fahrradwerkstatt zurück. Über eine Online-Fundraising-Aktion sammelte ich Geld für Materialien und goss aus Beton mit Stahlarmierung eine dauerhafte Platte. Nachdem ein passender Platz gefunden wurde, wurde dieser gemeinsam mithilfe der Schüler und viel Schweiß eingeebnet und mit gebündelter Kraft hievten wir dort die Platte auf ein extra angefertigtes Metallgerüst. Netz aus Sattelstangen, Fahrradschläuchen drangeschweißt und los geht’s!

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Auf der noch nicht fertigen Tischtennisplatte wird schon gespielt.
Ein ganz anderer Aufgabenbereich war die Arbeit Im Baobab House in Cape Coast. Dort ist ein Vegetarisches Restaurant, Crafts- und Artsshop und Gästehaus vereint. Hier sollten wir vor allem Produkte die in den Schulwerkstätten und der Farm hergestellt wurden verkaufen und Gäste einchecken. Kleine Nebenaufgaben waren hier das Verpacken von Tees, Kräutern, Kosmetikprodukten und andrem, Gestalten von Labels, ein wenig Buchführer, kleinen Hausmeisterarbeiten und hier und da mal helfen wo es nötig ist. Die Zeit in Cape Coast war oft ein angenehmer Ausgleich zum Leben im Dorf. Dort konnte ich viele Freunde, ghanaische sowie reisende und andere Volontäre, finden und auch oder vor allem mit dem Personal viele schöne Stunden und spaßige sowie interessante Diskussionen führen. Trotzdem fühlte ich mich durch die Arbeit dort oft nicht so erfüllt wie ich es gern gehabt hätte. Manchmal fühlte es sich ein bisschen nach Zeitabsitzen an, vor allem in den letzten Wochen, in denen die Schule sich dem Ende neigte, und ich dann überwiegend im Baobab House arbeitete.
Auch fragte ich mich wie sinnvoll es ist, so eine Aufgabe komplett an Freiwillige zu übergeben, oder stattdessen auch ehemalige oder aktuelle Schüler oder andere Ghanaer zu involvieren.
Für mich persönlich stand neben der Arbeit im Projekt, vor allem das Leben in einer fremden Welt im Vordergrund. Dort zu verstehen, dass es andere Möglichkeiten gibt ein Leben zu führen und ‚Entwicklung‘ und Wirtschaftswachstum nicht der Maßstab aller Dinge sind, wie sich in Deutschland mutmaßen ließe. Würde man danach Urteilen wären Ghana und die meisten afrikanischen und noch viel mehr Länder wirklich arm. Die Realität schaut anders aus! Lachen gehört in Ghana zum Alltag. Es herrscht überwiegend Gelassenheit und vieles ist unverkrampft ehrlich. Auch Zeit hatte für mich dort eine ganz andere, geringwertigere Bedeutung. Das Sprichwort ‚Zeit ist Geld‘ wäre hier fehl am Platz. Wenn ich nicht gerade zu „festen“ Zeiten arbeiten musste, konnte ich Stunden und Tage ohne Uhrzeit leben ohne es wirklich zu merken. Es wird hell es wird dunkel. Sechs Uhr hell sechs Uhr dunkel, Sommer wie Winter, was es ja dort eigentlich nicht gibt. Zeit ist nicht wichtig weil man Sie hat. Wenn man von A nach B will fährt man los und kommt an, einen Fahrplan gibt es nicht, weshalb man sich auch über keine Verspätungen aufregen kann. Warten wurde für mich alltäglich, manchmal mochte ich es sogar ein bisschen. Hektik und Stress … „don´t worry …“ doch all dies hat immer zwei Seiten, denn in der ganze Gelassenheit und Langsamkeit kam es auch vor, dass ich den Antrieb verlor und mich wieder aus einem Loch herauskämpfen musste.
Alles hat irgendwie zwei Seiten und man sollte immer beide sehen. Hunger, Krankheit, Armut, Strom- und Wasserknappheit sind alles existierende Probleme und gerade zu Beginn musste ich da erst einmal einen Kulturschock verdauen, doch ich glaube jedes Land und jede Kultur hat mit seinen „Krankheiten“ zu kämpfen, ob das nun Armut, Krieg, mangelnde Bildung, Depressionen oder einfach nur Langeweile sind. Man sollte hier keinen Besser/Schlechter-Vergleich aufstellen. Natürlich habe ich auch vieles vermisst, doch genauso gab es so viele Dinge in Ghana die ich sehr schätzte und jetzt vielleicht noch mehr zu schätzen lerne und gerade das einfacher gestrickte Leben kann dort manchmal so schön sei