Ich habe meinen Weltwärtsdienst in der „Baobab Children Fundation“ gemacht und habe die zwei verschiedenen Bereiche dieser NGO (Baobab House und Baobab School for Trades and Traditional Arts) sehr gut kennenlernen können.
Anfangs habe ich fast nur im Baobab House gearbeitet, da die Baobab Schule (im folgenden werde ich sie Center nennen) gerade alle Schüler in die Ferien entlassen hatte. Die Aufgabe von uns Freiwilligen war die Betreuung von Shop und Gästehaus. Täglich hatten wir dort feste Arbeitszeiten, entweder die Morgen- oder die Nachmittagsschicht und haben dann sechs Stunden gearbeitet. Die Arbeit an sich war immer die Gleiche, bot aber dennoch viel Abwechslung durch die vielen Mitarbeiter (zu dem Baobab House gehört noch ein Restaurant) und auch durch die vielen Touristen.
Nach den ersten drei Monaten in dem Projekt war ich dann relativ regelmäßig immer zwei Wochen im Center und eine Woche habe ich weiterhin im Shop gearbeitet. Die beiden Arbeitsplätze sind etwa 25 Kilometer voneinander entfernt, das eine (Shop, Restaurant und Gästehaus) in der Küstenstadt Cape Coast und das Center weiter westlich zwischen zwei Dörfern (Kissi und Kwhinkrom) auf dem Land gelegen.
Auch die Arbeit könnte unterschiedlicher kaum sein. Die Zeit im Center bedeutete relativ viel Verantwortung, gerade am Wochenende und ein ganz anderes Leben als in der Stadt. Das Berufsschulinternat wird von etwa 90 Schülern besucht, die morgens den akademischen und nachmittags den praktischen Unterricht besuchen. Ich habe in viele Bereiche der Schule Einblick nehmen können. Anfangs habe ich die Lehrer der untersten Klassenstufe unterstützt und jeweils zwei bis vier Schüler aus dem Unterricht genommen, um mit ihnen separat Englisch oder Mathematik zu lernen. Gegen Ende des Jahres hin habe ich zun
Ein weiterer großer Teil meiner Arbeit im Center war das Erstellen von Schülerprofilen. Die Organisation lebt momentan noch hauptsächlich von Privatspenden aus Deutschland, wobei häufig eine Patenschaft für eine/n der Schüler/innen übernommen wird. Ich habe mich dafür einzeln mit den Schüler/innen unterhalten und bin teilweise auch mit einem der Lehrer zu ihnen nach Hause gefahren, um sie und ihre Familie besser kennenzulernen. Die Informationen über die Schüler/innen habe ich dann schriftlich in einem Profil festgehalten. Diese Arbeit hat mir sehr viel Spaß bereitet, da ich viel über die einzelnen Schüler/innen und ihre jeweiligen Lebenssituationen erfahren habe.
Ich finde es sehr schwierig, meinen Freiwilligendienst in verschiedene Phasen zu gliedern. Mir ging es von Tag eins an sehr gut in Ghana, ich habe mich, gerade auch von der „Baobab-Familie“, sehr gut auf- und angenommen gefühlt und so eigentlich nie Heimweh gehabt. Natürlich hat es einige Zeit gedauert, bis ich richtig in dem Land angekommen bin und leider hat es sehr lange gedauert, bis ich mich der „Stammessprache“ Fante angenommen habe. Was vermutlich zu meinem schnellen Einleben beigetragen hat war, dass ich die Erste von uns Freiwilligen war, die dort angekommen ist, d.h. ich hatte eine gute Einführung von den ehemaligen Freiwilligen und auch die Möglichkeit mich dort „alleine“ einzuleben und nicht immer im „Doppelpack“ aufzutreten. Eine meiner Hochphasen war wohl das Weihnachtsfest, so fern von zu Hause, aber in der Wärme. Wir Freiwilligen haben an den Weihnachtsfeiertagen das gesamte Baobab House „geschmissen“ und jeden Abend ein leckeres Buffett gezaubert. Natürlich waren auch die letzten Monate, als ich schon richtig angekommen war und mir einen guten Freundeskreis aufgebaut hatte – eine sehr intensive und vor allem sehr schöne Phase – auch wenn ich nicht mehr so viel dazu gelernt habe, wie in der Anfangszeit.
Dieses eine Jahr in Ghana hat mich geerdet, es hat mir gezeigt, mit wie wenig materiellen Dingen es andere Menschen schaffen, glücklich zu sein und nicht den Mut zu verlieren. Ich habe das Leben in einer Gesellschaft, die gerne teilt sehr genossen. Hatte ich von etwas, so habe ich gegeben und hatte jemand anders, so hat er auch mit mir geteilt.
Häufig frage ich mich selbst: Brauche ich diesen Luxus wirklich? Ist es fair, dass manche Menschen so viel schlechtere Zukunftsperspektiven haben, obwohl sie vielleicht mindestens genauso viel für ihre Zukunft tun wie ich? Warum können viele Menschen in Deutschland ihr finanziell abgesichertes Leben nicht genießen, obwohl andere Menschen mit deutlich weniger finanziellen Möglichkeiten soviel unbeschwerter durchs Leben gehen? Mein Freiwilligendienst in Ghana hat mir sehr viel gebracht und ich versuche nun noch mehr durch kleine Taten der Umwelt und anderen Menschen häufiger eine Freude zu bereiten.
Abschließend bin ich sehr glücklich diese Chance gehabt zu haben, ich habe ein sehr schönes und lohnenswertes Projekt meine Arbeitsstelle nennen dürfen, ich habe enorm viel aus Ghana mitnehmen können, auf der einen Seite handwerkliche Fähigkeiten, die ich im Center gelernt habe, aber auch den Umgang mit Menschen mit Behinderungen oder jungen Menschen, denen das Lernen nicht leicht fällt. Auf der anderen Seite habe ich natürlich auch enorm viel aus der ghanaeschen Kultur lernen können, das Leben auf der Straße hat mir sehr gefallen, das miteinander Teilen, aber auch aus dem offenen Umgang mit anderen Menschen habe ich etwas für mich selbst mitnehmen können.
Natürlich habe ich nicht nur schöne Erfahrungen gemacht. Angesichts der Armut in Ghana hatte ich immer mal wieder das Gefühl, dass Menschen mit mir nur zu tun haben wollten, weil ich ein sehr solides Einkommen hatte. Und gegen Ende meines Freiwilligenjahres hatte ich ab und an Angst, überfallen zu werden, nicht nur aufgrund eigener Erfahrungen, sondern weil ich davon auch immer mal wieder von anderen Freiwilligen hörte.
Dennoch habe ich mein Jahr in Ghana in einer super Erinnerung und möchte keinen Moment missen. Manche Erfahrungen waren toll und aus den anderen habe ich definitiv viel lernen können.